Plakat FK24

spaetjahr 2011

"Östringer Stadtmusikanten"


Blasorchester des Musikvereins Ostringen begeisterte mit zeitgenössischen Werken zum Thema Märchen.

Welchen musikerzieherischen und ästhetisch bildenden Wert symphonische Blasmusik für Menschen abseits der großen  Ballungszentren haben kann, hatte schon in den 2Oer Jahren der wohl einflussreichste deutsche Komponist des 20. Jahrhunderts Paul Hindemith erkannt, als er sich diesem Genre widmete. Mittlerweile befindet man sich vielerorts bei der Umsetzung dieses Ziels auf einem guten Weg. Ohne Einschränkungen kann man dies dem Musikverein Östringen bescheinigen, der es unter seinem musikalischen Leiter Markus Mauderer immer wieder versteht, anspruchsvolle Konzertprogramme zu konzipieren, die das Publikum an die Hand nehmen und ihm immer wieder neue Facetten des Blasorchesterklangs aufzeichnen. So auch beim diesjährigen Spätjahrskonzert, das sich ausschließlich mit zeitgenössischen Werken einer neuen Komponistengeneration dem Thema Märchen widmete. Am Pult stand allerdings nicht der musikalische Hausherr, sondern dessen Krankheitsvertretung Ansgar Sailer, der das bereits geplante Programm innerhalb von nur acht Wochen mit dem Orchester erarbeiten musste - ein Unterfangen, das ein Amateurorchester durchaus an eine unüberwindbare Grenze führen kann. Nicht so beim Blasorchester des MV Östringen.


Mit Ansgar Sailer hatte man sich auf der einen Seite einen absolut ebenbürtigen, professionell agierenden Fachmann geholt, der das Orchester mit einem klaren Dirigat durch alle Klippen der anspruchsvollen Partituren führte. Auf der anderen Seite steht ihm ein Blasorchester, wohl mit Amateurstatus aber semi-professionell agierend zur Verfügung, das mit Blick auf die Besetzung keine Wünsche offen lässt und dessen Musiker in allen Registern auf erstaunlichem Niveau gewohnt sind, selbst kleinste agogische Intentionen anhand des Dirigats umzusetzen.
Um das Thema Märchen adäquat darzustellen, bedarf es natürlich auch eines Märchenerzählers, den die Werke von Martin Ellerby und Hayato Hirose in der Partitur als obligat vorgeben. Und auch hier hatten die Vereinsverantwortlichen auf jeden Kompromiss verzichtet und mit Berth Wesselmann, seines Zeichens Schauspieler und seit 30 Jahren festes Ensemblemitglied am Theater Baden-Baden, einen Glücksgriff gelandet. Mit seiner sonoren,wandlungsfähigen, und trotz des partiturbedingt teilweise notwendigen, flotten Sprechtempos stets klar artikulierenden Stimme erweckte er die Protagonisten der Bremer Stadtmusikanten Esel, Hund, Katze und Hahn für das gespannt lauschenden Publikums zum Leben. Erstaunlich auch sein punktgenaues Timing in Einklang mit der Partitur. die mit all ihren Tücken, in ihrer Form als abwechslungsreiches Klangfarbengemälde von Orchester und Dirigent optimal umgesetzt wurde.
Als Höhepunkt im ersten Programmteil hatte man in gleicher Besetzung mit Don Quijote ein Stuck spanischer Weltliteratur gewählt. In seiner ebenfalls einsätzigen Vertonung ist dem spanischen Komponisten Ferrer Ferran damit ein Meisterwerk für Blasorchester gelungen - Programmmusik vom Feinsten. Immer wieder werden abwechseln die Erzählpassagen kammermusikalisch begleitet und in großen orchestralen Zwischenspielen die einzelnen Episoden thematisch veranschaulicht. Von Hans Christian Andersen wurden zuvor gleich fünf Märchen in Form einer Suite von Martin Ellerby vorgestellt, die in unterschiedlichsten Charakterstückchen die einzelnen Hauptpersonen in ihrem Wesen nachzeichneten. Eröffnet wurde das Konzert mit einer Märchenfantasie von Piet Swerts, das einzige Werk des Abends, das sich nicht konkret an einer Textvorlage orientierte. Ecksätze im zweiten Programmteil waren das italienische Märchen von Pinocchio und die amerikanische Geschichte „der Zauberer von 0z", die jeweils das ländertypische Kolorit zur Umsetzung des Inhalts wählten. Mit dem Abendsegen aus Engelbert Humperdincks spätromantischer Oper Hänsel und Gretel hatte man dann noch eine Zugabe in petto. wie sie nicht besser hätte passen können. Darin kumulierten nochmals alle emotionalen Momente des Abends — zu denen sicher auch die herzliche Verabschiedung der längjährigen Moderatorin Julia Schaulinski aus den Reihen des Orchesters zählte, die es beruflich nach Bremen zieht. Sie wird dort versuchen, sich „Bremer Stadtmusikanten" anzuschließen. Den Titel „Östringer Stadtkapelle" Ausdruck für dessen Status im örtlichen Kulturleben hätte ihr Heimatorchester aufgrund der außergewöhnlichen Qualitäten allemal verdient.
embe
BADISCHENEUESTENACHRICHTEN Lokale Kultur vom 23.11.2011

 

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